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Shark Island 2024 (13. 04. 2024)

German Colonial Genocide in Namibia: Infrastructure of Genocide
Shark Island
Forensis und Forensic Architecture (FA) veröffentlichen ihre neuesten
Untersuchungen zum deutschen kolonialen Völkermord im heutigen Namibia. Die
Untersuchung, eine Zusammenarbeit mit den indigenen Gruppen der Nama und
Ovaherero, rekonstruiert ein berüchtigtes koloniales Konzentrationslager auf Shark
Island, Lüderitz und identifiziert neue potenzielle Massengrabstätten. Der
Untersuchungsergebnisse zeigen auch auf, wie die Pläne der namibischen Regierung
für den Ausbau eines nahe gelegenen Seehafens Teile des Lagers und damit wichtige
Spuren der Kolonialgeschichte auslöschen werden.
Die Ergebnisse wurden auf der Veranstaltung Indigenous Reflections on Green
Hydrogen Production in Southern Namibia im Waterfront Auditorium in Lüderitz,
Namibia, vom 10. bis 12. April 2024 vorgestellt. Dort haben geladene Experten und
Vertreter Präsentationen und Workshops zu den Auswirkungen der von Namport und
Hyphen vorgeschlagenen Infrastrukturprojekte rund um Shark Island und die
Karas-Region abgehalten.
Pressebilder und Bildunterschriften // Methodenbericht
Namibia HKW event 2-12-23 – Dropbox
Untersuchungsergebnisse:
- Moderne Infrastruktur wie touristische Einrichtungen, Denkmäler für deutsche
Kolonisten, Straßen und kommerzielle Infrastrukturen wurden über dem
ehemaligen Konzentrationslager errichtet, was seine historische Bedeutung
beeinträchtigt und wichtige materielle Spuren seiner Existenz dauerhaft beseitigt.
- Die geplante Erweiterung des Hafens von Lüderitz in Robert Harbour stellt eine
weitere unmittelbare Gefahr für den Ort dar. Die geplante Hafenerweiterung wird
nicht nur die Haifischinsel beeinträchtigen, sondern auch nahegelegene, nicht
gekennzeichnete Grabstätten zerstören, während das Ausbaggern der
nahegelegenen Gewässer höchstwahrscheinlich den Verbleib von sterblichen
Überreste vieler Menschen, die auf der Haifischinsel gestorben sind und deren
Leichen ins Wasser geworfen wurden, stören wird.
- In den Außenbezirken von Lüderitz gibt es zahlreiche Grabstätten, bei denen es
sich höchstwahrscheinlich um die Gräber von verstorbenen ehemaligen
Insassen der Haifischinsel handelt.
- Nach Untersuchungen mit dem Bodenradar (Ground Penetrating Radar, GPR) ist
es wahrscheinlich, dass mindestens eine dieser Grabstellen Massengräber
enthält.
Hintergrund
Seit 2022 arbeiten Forensis und FA mit der Ovaherero Traditional Authority (OTA) und
der Nama Traditional Leadership Assocation (NTLA) an einem mehrjährigen Projekt zur
Erforschung des Völkermords, welcher unter Aufsicht sowie in Durchführung von
deutschen Kolonialtruppen zwischen 1904 und 1908 im heutigen Namibia stattfand.
Das Projekt untersucht das berüchtigte Konzentrationslager Shark Island in der Nähe
der Stadt Lüderitz, das zwischen 1905 und 1908 während des Völkermordes der
deutschen Kolonisten an den Nama und Ovaherero in Betrieb war. Die Untersuchung
verbindet mündliche Überlieferungen, Archivmaterial, digitale 3D-Modelle und
modernste archäologische Analysen, um die Struktur und den Betrieb des Lagers zu
rekonstruieren und seine Beziehung zur gegenwärtigen Landschaft der Region
aufzuzeigen.
Im Rahmen des Projekts kam auch ein Forschungsteam des weltweit führenden
Zentrums für Archäologie an der Universität Staffordshire nach Lüderitz, um die erste
GPR-Untersuchung von Grabstätten durchzuführen, die mit dem Völkermord in
Verbindung gebracht werden. Dabei konnten FA und Forensis zusammen mit den
Partnern von NTLA und OTA sowie dem archäologischen Forschungsteam die
wahrscheinlichen Standorte von Massengräbern aufdecken, die bisher nur den örtlichen
Historikern bekannt waren. Im Rahmen der Veranstaltung (s.o.) und durch die
Forschung konnten erste Prozesse zum Erhalt des kulturellen Erbes mit dem Namibian
Heritage Council begonnen werden.
Bedrohungen des kritischen Kulturerbes
Die Integrität des archäologischen Bestandes auf Shark Island ist in zweifacher Hinsicht
bedroht. Die Stätte des Lagers, in dem zwischen 1000 und 3000 Herero- und
Nama-Gefangene starben, ist seit vielen Jahren ein Campingplatz, und wichtige Teile
der Topographie des Lagers sind durch touristische Einrichtungen überbaut worden.
Darüber hinaus plant die namibische Hafenbehörde (Namport) Ende 2024 den Ausbau
des bestehenden Hafens in Lüderitz, um die aufstrebende Energiewirtschaft des Landes
zu unterstützen, einschließlich eines großen "grünen Wasserstoff"-Projekts, das von der
namibischen Regierung unterstützt wird und an dem das deutsche Unternehmen
Enertrag SE maßgeblich beteiligt ist. Unsere Analyse zeigt, dass diese Erweiterung die
archäologischen Spuren des historischen Konzentrationslagers, in dem Gefangene
festgehalten und hingerichtet wurden, überbauen und auslöschen wird (s. Karte unten).
Eine Analyse von FA/Forensis zeigt, wie die Spuren der Kolonialgeschichte des Gebiets durch touristische Einrichtungen
ausgelöscht wurden und wie die geplanten wirtschaftlichen Entwicklungen diese Auslöschung fortzusetzen drohen.
Für Interviews mit Forensis, FA, OTA und NTLA oder für weitere
Informationen wenden Sie sich bitte an:
//
www.forensic-architecture.org // www.counter-investigations.org
Über Forensic Architecture
Forensic Architecture ist eine interdisziplinäre Forschungsagentur mit Sitz in Goldsmiths,
University of London. Wir führen Raum- und Medienanalysen für internationale
Staatsanwälte, Menschenrechtsgruppen und NGOs durch. Unsere Forschungen werden
in politischen und juristischen Foren, Wahrheitskommissionen, Gerichten und
Menschenrechtsberichten sowie in Ausstellungen und öffentlichen Veranstaltungen
präsentiert.
Über Forensis
Forensis wurde 2021 in Berlin als nichtstaatlicher, gemeinnütziger Verein (e.V.)
gegründet und arbeitet für und in Zusammenarbeit mit Einzelpersonen und
Gemeinschaften, die von staatlicher und unternehmerischer Gewalt betroffen sind, um
deren Forderungen nach Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Rechenschaftspflicht zu
unterstützen. Auf der Grundlage von Techniken und Methoden, die von Forensic
Architecture (FA) entwickelt wurden, erstellen wir Beweise, die vor nationalen und
internationalen Gerichten, Menschenrechtsforen, parlamentarischen Untersuchungen,
Wahrheitskommissionen und Volkstribunalen sowie in Kultur- und Medieneinrichtungen
präsentiert werden.